Etwa ein Drittel der Geflüchteten in Pankow sind Frauen.

Es fehlen aber differenzierte Betrachtungsweisen bezüglich frauenspezifischer Fluchtursachen und dem Ankommen und Bleiben von Frauen. Der Unterschied, warum Männer oder Frauen fliehen, wie sie Flucht erleben und wie sie in Berliner Unterkünften aufgenommen werden und ihre derzeitige Situation meistern, ist ein wichtiger Ausgangspunkt für eine Begegnung- und Willkommenskultur. Oftmals kommen folglich bei Einladungen an beide Geschlechter nur männliche Geflüchtete zu Begegnungs-, Sport- und Kreativveranstaltungen. Deswegen konzentrieren sich immer mehr Nachbarschaftshäuser, Jugendzentren und Unterstützungskreise speziell auf Bedarfe von Frauen und sprechen gezielt geflüchtete Frauen an.

Als besonders herausragende Projekte hier in Pankow, die sich speziell an geflüchtete Frauen richten und unter „Hilfe zur Selbsthilfe“ einzuordnen sind, fallen die Empowerment-Workshops von Trixiwiz e.V. auf sowie der in der Gemeinschaftsunterkunft Treskowstr. Gegründete Frauenrat. Inzwischen gibt es aber auch Nachbarschaftscafés und Frauenfrühstücke, die ihre Begegnungsangebote speziell an Frauen richten. Ein weiteres Projekt, das sich ebenfalls auf die Suche nach den Stimmen von female refugees macht, ist das in der Pankower Partnerschaft für Demokratie geförderte Projekt „Female Refugee Boxx“.

Diese Projekte sind Ergebnisse experimenteller Praxis von Unterstützungsstrukturen, die mit den geflüchteten Frauen ins Gespräch kommen wollten und entlang der von den Flüchtlingsfrauen formulierten Bedarfe gemeinsam mit den Frauen die notwendigen Veränderungen in Angriff nehmen wollen.

Die Wege zu diesen offenen Gesprächen zwischen Unterstützer*innen und Frauen sind aufwendig und mühsam. Sozialarbeiter*innen und/ oder Unterstützer*innen, die gerne ein Frauenprojekt in ihrer Einrichtung/ in ihrem Unterstützungskreis installieren wollen, stehen oft vor vielen Barrieren und Fragen. Denn mit einer einfachen Einladung in die Unterkunft ist es nicht getan! Und wenn die Frauen oftmals begleitet mit ihren Kindern dann Hemmschwellen überwinden und erreicht werden, ist die Frage: Wie können Anknüpfungspunkte für die Zusammenarbeit gefunden werden? Wie kann ein Austausch auf Augenhöhe stattfinden?

Auf diesem Vernetzungstreffen möchten wir einen Austausch über die bisherigen Erfahrungen beginnen, best-practice-Projekte für und mit geflüchteten Frauen reflektieren aber auch über bisherige Erkenntnisse über frauenspezifische Fluchtgründe diskutieren. Die dargestellten Ideen und Diskussionen möchten wir dokumentieren. Ziel ist es, einen Austausch- und Reflexionsprozess in diesem Themenfeld zu initiieren. Zu den Treffen möchten wir perspektivisch gerne auch Expert*innen anderer Projekte und Ideen als Referent*innen gewinnen, um den Erfahrungsaustausch zu öffnen. So fragen wir auch danach, was wir in einer postmigrantischen Gesellschaft über Grund, Mittel, Herkunft, Erfahrung, länderspezifische Faktoren und Perspektiven von Female Refugees und ihrer Flucht wissen. Droht die weibliche Perspektive in einem großen gesellschaftlichen Wandel auf der Stecke zu bleiben?